Fernstudium – ein sinnvoller Baustein im Lebenslauf oder nicht?

By | 19. Mai 2015

Seit einigen Jahren zeichnet sich an deutschen Schulen und Hochschulen ein deutlicher Trend ab: Immer mehr Schüler legen die Prüfungen fürs Abitur ab und beginnen ein Hochschulstudium. Im Jahre 2014 legten mit 370.600 Schülern so viele Personen wie noch nie zuvor in Deutschland das Abitur ab, durchschnittlich vier von fünf Abiturienten beginnen anschließend ein Hochschulstudium.

Im Wintersemester 2014 / 15 waren insgesamt 2.698.000 Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben, was ebenfalls einem neuen Rekord entspricht. Neben der zunehmenden Akademisierung zeichnet sich ein weiterer Trend ab, der zu einem akademischen Studium bzw. zu einer beruflichen Fort- und Weiterbildung per Fernstudium. Doch ist der Abschluss einer Fernhochschule bzw. einer Fernschule auf dem Arbeitsmarkt ebenso anerkannt? Und wie kann der Abschluss bestmöglich in einer Bewerbung kommuniziert werden?

Auf den Abschluss kommt es an

Insbesondere die Zahl privater Fernhochschulen ist in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen. Dabei handelt es sich in allen Fällen um Fachhochschulen, an denen die Studenten die anerkannten akademischen Abschlüsse Bachelor und Master vor allem in den Fachgebieten Wirtschaft, Technik und Psychologie erwerben können. An der einzigen Fernuniversität des Landes, der von dem Bundesland Nordrhein-Westfalen betriebenen staatlichen Fernuniversität Hagen, studieren derzeit fast 80.000 Studenten vornehmlich aus dem Bundesgebiet. Sie absolvieren ein grundständiges Hochschulstudium oder eine Weiterbildung, andere promovieren neben dem Beruf.

Neben diesen Hochschulen bieten zahlreiche staatliche Präsenzhochschulen und –universitäten eigene Fernstudiengänge bzw. berufsbegleitende Studiengänge an, zumeist mit dem Ziel, einen Master zu erwerben. Grundsätzlich können Fernstudenten an diesen Hochschulen einen Bachelor bzw. Master erwerben. Beide Abschlüsse sind gleichwertig zu denen einer Präsenzhochschule zu werten – es handelt sich um akademische Abschlüsse, für deren Erwerb gesetzlich vorgeschriebene Vorgaben und Prüfungsleistungen zu erbringen sind. Ergo ist es für die Bewerbung um eine berufliche Tätigkeit unerheblich, ob der Abschluss an einer Präsenz- oder einer Fernhochschule gemacht wurde. Anders sieht es dagegen bei den Abschlüssen im Bereich der beruflichen Fort- und Weiterbildung aus.

Die Fernlehrinstitute wie beispielsweise ILS oder SGD ermöglichen Berufstätigen die Chance, neben ihrem Job eine Aufstiegsfortbildung zu absolvieren oder den Schulabschluss nachzuholen. Dabei handelt es sich um so genannte Externenlehrgänge, die mit einer Externenprüfung vor den relevanten – meist staatlichen – Prüfungsausschüssen abschließen. Nur wer diese Externenprüfung, beispielsweise vor der Prüfungskommission der Industrie- und Handelskammern (IHK) – besteht, kann seinen Abschluss beruflich verwenden.

Die von den Instituten selbst ausgegebenen Zertifikate dagegen genießen bei vielen Arbeitgebern dagegen keinen allzu hohen Ruf. Ergo gilt: Wer beruflich aufsteigen per Fernstudium möchte, sollte einen anerkannten Abschluss erwerben. Ebenfalls gilt es, auf den Ruf der anvisierten Fernhochschule bzw. des Fernlehrinstitutes zu achten – nicht jedes Ausbildungsinstitut ist bei potenziellen Arbeitgebern gut gelitten. Allerdings kann man mit dem Abschluss einer staatlichen Institution – wie beispielsweise der Fernuniversität Hagen – ganz bestimmt nichts verkehrt machen.

Wie Arbeitgeber ein Fernstudium bewerten

Im Jahre 2011 führte das bekannte Marktforschungsinstitut Forsa eine Umfrage unter den Personalverantwortlichen von 300 namhaften deutschen Unternehmen zum Thema „Bewertung von Fernstudien“ durch. Konkret wurden die Personaler befragt, ob sie für eine vakante Stelle bevorzugt Absolventen einer Fernhochschule oder einer Präsenzhochschule einstellen würden. Das – für manche überraschende – Ergebnis lautete, dass 38 Prozent der Personalverantwortlichen Fernstudenten den Vorzug geben und weitere 26 Prozent keinen Unterschied zwischen Fern- und Präsenzstudiengängen machen. Lediglich 33 Prozent der Unternehmen würden bevorzugt Absolventen eines Präsenzstudienganges einstellen.

Nun sind diese Daten schon vier Jahre alt, doch angesichts des stark wachsenden Anteils der Fernstudenten dürfte sich die Akzeptanz seitens der Arbeitgeber mittlerweile stark erhöht haben. Dieser Schluss lässt sich unter anderem aus der derzeitig vielfach in der Presse zu findenden Arbeitgeber-Kritik an Bachelor- und Masterstudenten schließen. Die Hochschulabsolventen seien nicht reif für den Arbeitsmarkt, sie hätten zu wenig Berufserfahrung sowie kaum praktisch relevantes Wissen, so die herrschende Meinung vor allem von Seiten des Arbeitgeberverbandes. Diese Schelte trifft allerdings nicht auf Absolventen eines Fernstudienganges zu, denn gemäß einer aktuellen Statistik der Fernuniversität Hagen

  • sind rund 80 Prozent der Fernstudenten berufstätig
  • haben etwa 42 Prozent bereits ein Studium abgeschlossen
  • ist ein Großteil der Fernstudenten zwischen 29 und 35 Jahre alt
  • und kann damit auf sowohl berufliche Erfahrung als auch Praxiswissen zurückgreifen.

Wer ein Fernstudium bzw. eine anerkannte Weiterbildung per Fernlehrgang erfolgreich absolviert, gilt gemäß der Arbeitgeberumfrage als

  • hoch motiviert
  • sehr selbstständig
  • diszipliniert
  • leistungsbereit
  • zielstrebig
  • und gut organisiert.

Die genannten Eigenschaften werden von den Arbeitgebern als sehr positiv wahrgenommen, profitieren doch Unternehmen von leistungsbereiten und gut organisierten Mitarbeitern – gerade in einer Zeit, in der der drohende Fachkräftemangel wie ein Damoklesschwert über den deutschen Unternehmen schwebt.

Das Fernstudium in der Bewerbung angeben

Demzufolge kann es von Vorteil sein, ein absolviertes Fernstudium in einer Bewerbung anzugeben – sofern es für die ausgeschriebene Stelle von Belang ist. Arbeitgeber suchen vorrangig Absolventen mit praktischer Erfahrung. Diese sollten das im Studium erworbene theoretische Wissen in die berufliche Praxis umsetzen können – in dieser Hinsicht sind Fernstudenten in der Regel Präsenzstudenten weit voraus.

Die Vorteile des Fernstudiums können in der Bewerbung erwähnt werden, vor allem auch im Zusammenhang mit der erworbenen praktischen Erfahrung. Weitere Informationen zum Thema Fernstudium sowie Tipps für die Jobsuche und Bewerbung finden Interessenten auf spezialisierten Portalen wie fernstudieren.de. Konkrete Hinweise für das Schreiben einer aussagekräftigen und erfolgreichen Bewerbung können dagegen auch unter bewerbungsvorlagen.biz nachgelesen werden.

Bei der Bewerbung die Sicht des Personalverantwortlichens einnehmen

Grundsätzlich gilt für alle Fernstudenten wie für andere Bewerber auch: Sie sollten versuchen, beim Verfassen und Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen die Sichtweise des Personalverantwortlichen einnehmen. Eine gute Bewerbung zeigt prägnant auf, weshalb sich ein Bewerber für die ausgeschriebene Stelle eignet – und welche Eigenschaften er mitbringt, um ein gewinnbringender Mitarbeiter fürs Unternehmen zu werden. Diese positiven Eigenschaften können durchaus – siehe oben – mit dem erfolgreichen Absolvieren eines Fernstudiums begründet werden.

Nur für den Fall, dass ein Bewerber sich während seines Fernstudiums für eine andere Stelle bewirbt, sollte diese Tatsache zunächst einmal unerwähnt bleiben. Aus der Sicht eines Personalverantwortlichens könnte ein Mitarbeiter, der neben dem Beruf ein akademisches Studium bzw. eine anspruchsvolle Weiterbildung absolviert, seiner beruflichen Tätigkeit nur eingeschränkt nachgehen. Mit einer Ausnahme: Die Erwähnung eines laufenden Fernstudiums kann Vorteile bringen, wenn die angestrebte Qualifikation für die gewünschte Stelle Voraussetzung ist. In diesem Fall sollte das noch nicht abgeschlossene Fernstudium bzw. die Weiterbildung offensiv beworben werden; bestenfalls mit einer wahrheitsgemäßen Angabe, bis zu welchem Zeitpunkt die Ausbildung abgeschlossen ist.